Körperausleitende Verfahren - körpereigene Entgiftung

Körperausleitende Verfahren - körpereigene Entgiftung

Anbei führen wir Ihnen einige, aus unserer Sicht wichtige ausleitende Verfahren auf, die in unserer Praxis Anwendung finden:

  1. Schröpfen
  2. Aderlass
  3. Baunscheidtieren
  4. Blutegel
  5. Cantharidenpflaster

Schröpfen

Mit der Schröpftherapie lassen sich über Hautareale innere Organe beeinflussen. Sie wird angewandt als ausleitendes Verfahren zur Entlastung oder Anregung des Organismus. Darstellungen von Schröpfgläsern sind bereits aus dem alten Ägypten überliefert. Im klassischen Griechenland war das Schröpfen so geschätzt, dass die Schröpfglocke zum Emblem des Arztes wurde.

In der Praxis ist die Schröpfkopfbehandlung der leichteste Zugang zum gestörten Gleich-gewicht des Organismus. Über die Behandlung dieser Hautzonen, die in der Wirbelsäule den selben Ursprung haben, lassen sich auch rückgekoppelt Wirkungen auf die verknüpften Organe erzielen. Außerdem lassen sich die Wirkungen der Schröpfbehandlung auch mit den Funktionsmechanismen der Reflexzonen oder der Akupunkturpunkte am Rücken er- klären.

In unserer Praxis wenden wir das sogenannte Feuerschröpfen an, das sich durch seine Effektivität vom normalen Schröpfen abhebt.


Hintergrund der Schröpfbehandlung - Wann baut sich eine Schröpfzone auf?

  • Wenn durch äußere oder innere Faktoren ein Organ in der Tiefe gestört ist (Organirritationszone).
  • Wenn ein Gelenk blockiert ist (Gelenkirritationszone).
  • Wenn ein Fokus ein Segment oder Funktionskreis imitiert (Herdreflexzone).
  • Wenn ein psychischer Faktor zu einer derartigen Irritation führt (psychosomatische Beschwerden).

Diese Geschehen spiegeln sich nach einer gewissen Dauer und Intensität des Reizes an vielen Stellen des Körpers, aber besonders deutlich "fassbar" als Verhärtungen, oder zu weichen Stellen, den sogenannten Gelosen an den Schröpforten wieder.

Formen von Gelosen:

Es gibt drei Hauptqualitäten von Gelosen: Fülle, Leere und Übergang. Sie imponieren beim Abtasten des Rückens als Erhebungen, Härten oder sulzige Eindellungen. Wo keine Gelose zu tasten ist, kann davon ausgegangen werden, dass der Funktionskreis der je- weiligen Reflexzone kybernetisch ausgeglichen ist.

Heiße Gelose (Füllegelose) mit Blut gefüllte, umschriebene Zone in Haut, Bindegewebe oder Muskelbäuchen. Sie ist als prallelastische Härte tastbar, heiß und beim Betasten schmerzhaft. Sie kann die Größe eines 2 Euro Stückes oder größer haben oder fast fließend in die Umgebung übergehen. Die lokale Blutfülle tritt meist am Anfang einer Erkrankung auf und zeigt den Yang-Charakter der Erkrankung an, dem wir aus Sicht der chinesischen Medizin beurteilen (akute Erkrankung, hochakute Entzündung, Energie im Überschuss). In unserer Praxis ist hier eventuell ein blutiges Schröpfen zu wählen.

Kalte Gelose (Leergelose) ischämische Verhärtung oder weiche "Sulze" im Bindegewebe, die auch thermographisch kalt und blass ist, weil die Blutzufuhr zur Gelose gedrosselt und die Zirkulation durch Umgehungsgefäße umgeleitet ist. Kleine, harte oder schlaffe, talförmig eingesunkene Zone, in die oft Cent kleine, harte und schmerzhafte Gelosen hineingestreut sind. Das Milieu im Bindegewebe ist zur Gelphase verschoben, der Stoffwechsel verlang- samt, je nachdem, was zu tropischen Mangelerscheinungen führt (Durduration).
Die immunologische und hormonale Aktivität ist in einer solchen Zone und ihrem Reflex-gebiet sehr schwach. Schmerz entsteht bei den kleinen Gelosen erst bei sehr fester, bei den flächigen, schon bei leichterer Palpation. Man muß oft tief tasten. Massage führt kaum zu Hautrötung. Wärme wird immer als angenehm empfunden (lokale Applikation, Moxen, Maxalampe, Fußbäder). Leerzonen können als Ausdruck eines Yin-Geschehens aus Sicht der chinesischen Medizin imponieren (chron., statische Erkrankungsphase, Energie im Mangel) und bei allen Konstitutionstypen auftreten und sind häufig bei allgemeiner, konstitutionsbedingter Energieleere und Schwächezuständen zu finden. Im energetischen Sinne kommt es in ihnen zu einem vorübergehenden Anhalten der Energiepassage. Sie stellen deshalb Zonen mit lokaler Energiefülle und begleitender Blutleere dar. Hier erfolgt in unserer Praxis eine Behandlung durch trockenes Schröpfen.

 

Übergangsgelose:

Häufig vorkommende, fließende Übergänge und Mischformen zwischen heißen und kalten Zonen. Von teigiger Konsistenz, eher großflächig und kalt. Manchmal liegen sie auch in einer größeren, schlaffen Bindegewebszone (z. B. Leberbuckel).

Die Schröpfzonen sind nicht immer an einem exakt zu definierenden Ort zu finden, sondern durchaus in geringem Umfang ortsvariabel.

 

Aderlass

Der Aderlass als das klassische "blutentziehende Verfahren" gehört zum uralten Therapie- gut aller Kulturen. Früher oft übertrieben und mit falscher Indikation angewandt, ist er in Verruf und somit lange in Vergessenheit geraten. Zahlreiche Krankheiten werden von den Fließeigenschaften des Blutes entscheidend beeinflußt.

Der "große" Aderlass verdünnt das Blut (hämorheologische Wirkung), reinigt das Blut von "schlechten Säften" (antidyskratische Wirkung), entstaut und entgiftet (antiphlogistische Wirkung).

Der "kleine" Aderlass regt an und setzt Impulse, die den Organismus dazu bringen, Energie zu mobilisieren und das Immunsystem zu aktivieren (Allergien / alte und chronische Prozesse).

Durch lokale und Mikroaderlässe wird lokale Blutfülle beseitigt und die lokale Mikro- zirkulation gefördert.

Das Blutvolumen wird durch Rückresorption von Flüssigkeit aus dem Gewebe sofort ersetzt, woraus ein erheblicher Verdünnungseffekt in den kleinen Gefäßen mit Verbesserung der Mikrozirkulation resultiert. Trotz des Verlustes an Sauerstoffträgern steigt nach einem Ader- lass die Sauerstoffversorgung! Stoffwechselstörungen bessern sich lokal und am Reflexort. aufgrund der heutigen, eiweißreichen Ernährung nimmt die Zahl der Blutkörperchen zu. Durch die Verdünnung wird erreicht, dass die Blutkörperchen sich nicht mehr zusammen-ballen oder aneinanderreiben.

Zur Anwendung kommen je nach Indikation der große Aderlass, der kleine Aderlass und der Mikroaderlass.

1. Der große Aderlass kommt bei Patienten, die sich in einem Füllezustand befinden, der sogenannten Phletora, (= Übergewicht, Bluthochdruck und viele weitere Risikofaktoren) zur Anwendung.

Eingesetzt wird der große Aderlass bei:

  • allen Erkrankungen mit einem erhöhten Anteil der roten Blutkörperchen
    (Hkt über 48%, Hb über ca. 14,5%)
  • Bluthochdruck
  • Stoffwechselerkrankungen (Übergewicht, Gicht)
  • Migräne

 

2. Der kleine Aderlass kommt bei Patienten, die sich in einem Zustand der Schwäche befinden, zur Anwendung.

Eingesetzt wird der kleine Aderlass bei:

  • Immunschwäche
  • Migräne
  • Allergien
  • alten und chronischen Prozessen
  • Krampfadern und Hämorrhoiden

Im Gegensatz zum großen Aderlass finden sich beim kleinen Aderlass zusätzlich die Indikationen niedriger Blutdruck und Schwäche.

 

3. Der Mikroaderlass kommt bei lokalen Prozessen und Stauungen zum Ausleiten zur Anwendung.

Eingesetzt wird der Mikroaderlass bei:

  • Störungen der Mikrozirkulation der kleinen Haargefäße
  • lokale Stauungen
  • Besenreiser
  • lokale Giftausleitung

Mit einer Lanzette wird das betroffene Areal, nachdem es gründlich desinfiziert wurde, mehrmals eingestochen, bis es zu einem kontinuierlichen Blutfluß kommt. Die Menge variiert je nach Größe des betroffenen Areals zwischen 1 und 5 ml.

Baunscheidtieren

Das Baunscheidtverfahren ist eine großflächige Hautreiztherapie, die durch Sticheln und anschließendes Einreiben mit einer speziellen Paste oder einem Öl eine Eiterung der Haut verursacht. Es gehört zu den "Pustulantien", d.h. Hautreizmethoden, die einen künstlichen Hautausschlag bewirken und seit Alters in der Medizin verwendet wurden.

Ohne Kenntnis der früheren Verfahren wurde diese Methode vom Feinmechaniker Carl Baunscheidt vor etwa 100 Jahren durch eigene Beobachtung entwickelt. Dazu bediente er sich eines Nadelinstrumentes, des sogenannten "Lebensweckers" und eines hautreizen- den Öles, dessen Originalrezeptur nicht mehr bekannt ist. Durch ihn wurde das Baunscheidtverfahren im 19. Jahrhundert weltbekannt, es wurden ihm über 50 Indikationen zugeschrieben.

lndikationen des Baunscheidtverfahrens:

"Das Baunscheidtverfahren fragt eigentlich nicht nach dem Namen der Krankheit," wie Carl Baunscheidt sagte, "sondern geht davon aus, dass etwas Störendes aus dem Organismus wieder herausgehört".

Sehr gute Erfolge werden heute bei folgenden Hauptindikationen erzielt:

  • Schmerzen durch degenerative Veränderungen des Bewegungsapparates
  • Allgemeine Infektanfälligkeit und chronische Infekte
  • Akute und chronische Entzündungen (z.B. chron. Harnwegsinfekte im Bauchbereich bei: Reizmagen ("nervöse Gastritis"), Magenschwäche, exkretorische Pankreasschwäche, chron. Obstipation Reizkolon etc.
  • psychische Erkrankungen ( psychische Labilität, vegetative Dysregulationen, klimakterische Depressionen, Melancholie)
  • Bei Kindern: Infektanfällige Kinder mit z.B. chron. Tonsillitis, Enuresis und Impffolgen in Form von Gelenkbeschwerden und Adynamie

Nach Aschner sind auch Schwindel und Ohrensausen Indikationen.

Wirkungsweise - Beim Baunscheidtverfahren werden folgende Hauptwirkungen unterschieden:

  • Hyperämie: Anregung der Durchblutung
  • Lymphdrainageeffekt: Anregung des Lymphflusses
  • Immunsteigernde Wirkung, Aktivierung des Immunsystems durch die künstliche Entzündung (überwiegend sterile Eiterpusteln)
  • Tonisierung von "erschlafften" Organen und allgemein von geschwächten Menschen. Als tonisierendes Verfahren, ist das Baunscheidtverfahren dem blutigen Schröpfen genau entgegengesetzt
  • Wirkung auf das hormonale Geschehen über eine massive Stimulierung von Hautreflexzonen.

Blutegel

Die Blutegeltherapie ist eine spezielle Form des kleinen Aderlasses, wobei der therapeutische Effekt nicht nur durch einen Blutverlust, sondern auch durch die Sekrete ausgelöst wird, die der Blutegel in die Wunde abgibt (sezerniert).

Der Blutegel (Hirudo medicinalis officinalis) wurde schon seit Jahrtausenden zu thera-peutischen Zwecken verwendet. Wie beim Aderlass hat man diese Therapie aber in den letzten Jahrhunderten oft maßlos übertrieben, was schließlich eine Ursache für den schlechten Ruf und das Verschwinden der Methode und des, in Mitteleuropa praktisch ausgerotteten Blutegels war. Heute wird das ca. 5 cm lange Tier meist in Zuchtanstalten kultiviert oder aus Gegenden mit gering belasteter Umwelt importiert.

 

Hauptindikationen der Blutegeltherapie:

  1. Venöse Erkrankungen
  2. Akute Venenentzündung und Krampfadern (Thrombophlebitis, variköses Syndrom, postthrombotisches Syndrom, Phlebothrombose)
  3. akuter Gichtanfall
  4. Infektionen
  5. Gesichtsfurunkel und infizierte Insektenstiche.

 

Weitere Indikationen:

Akute und chronische Mittelohrentzündung (Otitis media), Mastoiditis, Glaukom, Angina pectoris bei vollblütigen Patienten, akute Gallenblasenentzündung und Entzündung der Gallengänge und Zustand nach Entfernung der Gallenblase, Bluthochdruck und "Präapoplex". Hämorrhoiden, Wundheilungsstörungen durch postoperativen Lymphstau (Handchirurgie) oder infizierte Wunden, akute und chronische Knochenhautentzündung und vieles mehr.

 

Blutegelwirkung:

Der Blutverlust durch Saugen des Tieres (ca. 10 ml) und die Nachblutung (ca. 20-40 ml) entsprechen einem sehr sanften und langsamen Aderlass mit Abnahme des roten Blutfarbstoffes, entsprechendem Eiweißverlust und lokaler Entödemisierung. Der Blutverlust wird durch Zwischengewebsflüssigkeit ersetzt, wodurch es zu einer deutlichen Verminderung der Viskosität und Verbesserung der Fließeigenschaften des Blutes ("Blutverdünnung") besonders in der Endstrombahn kommt. Dieser Effekt wird durch das vom Blutegel sezernierte Antikoagulans Hirudin verstärkt.

 

Cantharidenpflaster

Das Cantharidenpflaster gehört zu den blasenziehenden Mitteln ("Vesikantien"), die in ver- schiedener Form seit Jahrtausenden verwendet werden. Der Cantharidenextrakt stammt aus der Laufkäferart "Spanische Fliege" (Lytta vesicatoria) und wurde bereits bei den Ärzten des römischen Reiches als Heilmittel eingesetzt. Den medizinhistorischen Stellenwert des Cantharidenpflasters dokumentiert ein Ausspruch von Paracelsus, der sagte, dass "nur der den Namen Arzt verdiene, der (mit einem Cantharidenpflaster) die Gicht heilen kann". Denn "wo die Natur einen Schmerz erzeugt, dort will sie schädliche Stoffe anhäufen und aus- leeren. Wo sie dies nicht selbst fertigbringt, dort mache man ein Loch in die Haut und lasse diese heraus."

 

Anwendung (Indikationen) des Cantharidenpflasters:

  • Wirbelsäulenleiden: Alle lokalen Wirbelsäulen-Syndrome von der Halswirbelsäule bis zum Steiss, Schulter-Armsyndrom (nach Durchführung der Schröpftherapie), nach Hexenschuss, Intercostalneuralgie, M. Bechterew. Das Cantharidenpflaster stellt eine ideale Ergänzung zur Chirotherapie dar. Die Pflaster werden an der Wirbelsäule üblicherweise nur auf die Dornfort- sätze gesetzt, von einigen Therapeuten auch paravertebral. Man kann dabei durchaus mehrmals ein Pflaster auf dieselbe Stelle setzen.
  • Gelenkleiden: Arthrose, Gichtgelenke
  • Pleuraergüsse und -Verschwartungen
  • HNO: akute und chronische Mittelohrentzündung bei Kindern, Mastoidherde, Nebenhöhlenentzündungen.
  • Klimakterische Depressionen
  • Gelenkleiden: Arthrosen der kleineren Gelenke, des Schultergelenkes, der Sprunggelenke
  • HNO: Akuter Hörsturz (Pflaster an Mastoid und Nacken, dazu schröpfen), Schwindel, Tinnitus und Menierescher Erkrankung.

Das Cantharidenpflaster ähnelt in seiner Wirkung der Schröpftherapie und wird wegen seines Effektes auf das Lymphsystem auch weißer Aderlaß genannt. Der Hautreiz des Pflasters stellt eine künstliche Verbrennung zweiten Grades dar und führt zu einer Brand-blase. Im Grundgewebe kommt es zu einer Summierung verschiedener Effekte.

Diese hier beschriebenen Verfahren gehören zu der klassischen Naturheilkunde. Eine Aner- kennung durch die Schulmedizin ist kaum gegeben, weil wissenschaftliche Studien mit diesen Verfahren nicht durchgeführt wurden.